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“Goldilocks and The Three Bears” (2008) - Theater parcours in türkischen Kaffeehäusern in Berlin

Kahvehane - Ballhaus Naunynstraße Choreographie: Loulou Omer | Performerin: Kerstin Lang

Eine ortsspezifische Performance, die die Dichotomie des Fremden und Vertrauten erforscht. Das berühmte Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“ in den Kontext eines türkischen Cafés in Berlin gestellt, spielt die mit einem Bärenkopf maskierte Performerin die Rolle einer Bärenmutter, die Brei für ihre Familie zubereitet. Während dieser häuslichen Aktivität, die Nahrung, Komfort und Sicherheit repräsentieren, erzählt eine aufgezeichnete Stimme die Geschichte auf Deutsch mit ausländischem Akzent, während türkische Männer ihren Tee trinken und Würfel spielen. Fragen wie Gastfreundschaft oder zu Gast sein, die nach Intimität und Invasion stellen sich, wenn neue Gäste diesen unerwarteten Aufführungsort betreten. Wo ist die Linie, die das Gefühl des Willkommenseins mit dem Respekt vor der Intimität verbindet und gleichzeitig zu einer gewissen Akzeptanz und Ehrfurcht vor diesem anderen Fremden einlädt? Es kann so einfach sein wie das Öffnen eines Fensters oder einer Tür, um uns daran zu erinnern, dass dieses Gefühl der Trennung eigene Elemente der Illusion mit sich bringt.

 

“A Story of Murder” (2007)

Dock11 - Berlin

Choreographie: Loulou Omer | Musik: J. S. Bach | Tanz: Melanie Lane, Loulou Omer | Gitarre: Steve Gibbs | Szenografie: Paul Wenninger | Lichtdesign: Benjamin Schälike

Unterstrichen von einer beunruhigenden Reihe harter Schwarz-Weiß-Winkel erkundet A Story of Murder die Komplexität von Aktion, Reaktion und Konsequenz, wenn die Anwesenheit des „Anderen“ unerträglich wird. Mit Bachs Lautenmusik als viszeralem Live-Soundtrack für eine Reihe mörderischer Taten spielt das Duo aus zwei fast identischen Frauen einen Totentanz. Ihre Nähe zum Publikum wächst mit jedem Mordakt. Es stellt sich die Frage was wir wirklich umbringen, wenn wir töten.

 

“Salle d’attentes” (2004)

Schauspielhaus - Wien und Mains-d'Œuvres - Paris Choreografie und künstlerische Leitung: Loulou Omer | Musik: Achim Tang | Tanz: Benoît Armange, Fabio Barad, Sonia Enquin, Stéphane Fesnard | Kostüme: Kathy | Szenografie und Lichtdesign: François Marsollier | Video: Eni Brandner

Salle d’Attentes navigiert durch die verschiedenen Facetten des Erfolgs und des Wunsches nach Erfolg und nimmt das Publikum mit auf eine fantasievolle Reise durch Raum und Zeit, durch die Manöver von drei Männern und einer Frau, die sich rücksichtslos in die volatile und seelenraubende Marktarena stürzen. Warteräume und ins Vergessen emporsteigende Leitern bieten Projektionen einer Einsamkeit, die mit ihren eigenen Ausgrabungen konfrontiert sind. Diese Einsamkeit wird gleichzeitig durch das funkelnde Rampenlicht des Erfolgs und die wilde Verfolgung, die es erfordert, genährt und zerstört. Das Ergebnis ist ein erschöpfendes Hin und Her, ein choreografisches Kasino der Libido – eine echte tour de force der inneren Konflikte, die entstehen, wenn das Selbst zum Verrat gezwungen wird.

 

“Khalon Pour Quatre Femmes” (2002)

Les Brigittines - Bruxelles / Künstlerhaus - Wien

Choreografie und künstlerische Leitung: Loulou Omer | Musik: Achim Tang | Tänzer: Caroline Grosjean, Loulou Omer, Sabile | Gesang: Margarete Jungen | Kostüme: Cathy Peraux | Szenografie : Ricardo Cosendey, Cathy Peraux | Lichtdesign: Berno Deggelmann

Khalon pour quatre femmes eröffnet eine Reise durch die Bildsprache des Malers Y. Bergner und existiert in einer flüchtigen Welt der Vergangenheit und des Vergessens. In aufrichtiger und direkter Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Präsenz und Abwesenheit entfalten sich in einer Elegie ätherischer Figuren – vier Frauen. Zwischen diesen Frauen entsteht eine Art kleine Familie, ein Kollektiv, die sich wie zeitlose Wesen auf der Suche nach ihrer existenziellen Verankerung, ihrer Geschichte und Identität befinden. Gekennzeichnet von einer undefinierten Unbeugsamkeit, spiegelt ihre Suche die verwüsteten und fremd anmutenden Eigenschaften ihrer Umgebung wider – ein unermessliches Anderswo.

 

“Le temps suspendu” (2000)

Les Brigittines - Brüssel / Künstlerhaus - Wien

Choreografie: Loulou Omer | Musik: Yves Mora | Tanz: Caroline Grosjean, Loulou Omer | Kostüme: Cathy Peraux | Lichtdesign und Technik: Florence Richard, Isabelle Van Peteghem

“Le temps suspendu” taucht weiter in diese mehrdeutige und oft rätselhafte Zone zwischen dem „ich“ und „dem Anderen“ ein und untersucht die Räume zwischen hier und anderswo. In Purpur getaucht, sind die Bühne und die Tänzer von einer zugleich ruhigen und dringlichen Intensität. Zwei Tänzer und zwei Musiker versuchen beständig diesen flüchtigen Moment der Schwebe einzufangen, wie den eines Pendels, wo das Schwingen auf Stille trifft.