Rhapsodisches Schreiben

„Rhapsodisches Schreiben“ ist mein Versuch, mich mit drei unterschiedlichen literarischen Gattungen und Schreibweisen zu beschäftigen und sie ineinanderfließen zu lassen in der Form eines literarischen Werkes, das sich auch inszenieren lässt, performativ gehört und gesehen werden kann. Hierbei handelt es sich um ein hybrides, mehrsprachiges Schreiben aus Dichtung, lyrischer Prosa und szenisches Schreiben. 

Die Dichtung entsteht als eigenes, unabhängiges Geschehen von amorphen Gefühlen, Worten, Bildern, Klängen und Rhythmen geprägt. Sie entfaltet sich in einer oder in den anderen meiner Sprachen.  Die lyrische Prosa wächst aus dem Bedürfnis, erzählerisch zu einem Punkt zu kommen.  Mit szenischem Schreiben meine ich das Schreiben, das sich aus dem performativen Arbeitsprozess heraus bildet. Es ist wie eine in Worten verkörperte Frage, die sich während der Entstehung des Stückes entpuppt. Ihre Quelle liegt in der Körperlichkeit des szenischen Geschehens, dann verbindet sie sich auf dem Blatt mit der Dichtung und lyrischen Prosa.

Rhapsodisches Schreiben ist dieser Prozess und die Endform, wenn diese drei spezifischen Schreibformen sich gegenseitig beeinflussen. So schaffen sie ein hybrides Werk, dessen Elemente durch ihre Ursprünge – Auslöser und Einsatz ihrer Entstehung – verbunden sind.

Die Mehrsprachigkeit und der Stil:

Mit Deutsch als zweite Sprache geht es in meinem Schreiben um einen ganz bestimmten Ansatz und eine eigener Sprachgebrauch. Dies entwickelt sich grundsätzlich unbewusst und assoziativ, spielt mit den Klängen und Rhythmen der Worte und lässt sich davon tragen, ähnlich einer Klangpoesie. Gleichzeitig folgt es auch einer Erzählung und bewegt sich, dementsprechend, zwischen dem Greifbaren und dem Fremden. 

Auf Deutsch schreibe ich in einem Dialog mit dem Hebräischen, meiner Muttersprache, mit dem Französischen und auch mit dem Englischen. Oft fließen zwei oder gar drei Sprachen ineinander in einem Text, wobei eine Sprache vorherrschend bleibt. 

Die dringliche und inhärente Frage der Übersetzbarkeit gehört zum Kern des mehrsprachigen Schreibens. Sie begleitet es und ist Teil meiner thematischen Beschäftigung. 

Sie ist auch die Frage nach der Übertragbarkeit einer Geschichte oder eines kollektiven Erbes.  Bei der Übersetzung versuche ich die “ungelungenen” Stellen sichtbar zu machen. Mit großer Freiheit schreibe ich sie wieder in einer anderen Sprache, um die Essenz des Gedichts und sein Urgefühl zu vermitteln und distanziere mich von der Original-Version.

Wenn mehrsprachige Dichtung, lyrische Prosa und szenisches Schreiben ineinanderfließen und feste Grenzen überschreiten

Arbeitsstipendium 2023 - Literatur - Stadt Wien