Künstlerischer Prozess

“Choreografie einer Klangpoesie” - Eine polyartistische Praxis / Tanz – Musik – Poesie

Choreographie einer Klang-Poesie ist ein interdisziplinärer Ansatz, den ich seit mehreren Jahren in den Bereichen Tanz, Musik und Poesie praktiziere und entwickle. Es ist eine polyartistische Vorgehensweise. Ich verstehe darunter eine Sensibilität und künstlerische Praxis, die ich in mehreren ästhetischen und expressiven Formen anwende. Dabei zeigen sich sehr unterschiedliche, auch weit entfernte künstlerische Qualitäten, die sich in einer Form verbinden können…


Produktionen

Polyartistische choreografische Stücke



Künstlerischer Prozess

“Choreografie einer Klangpoesie” - Eine polyartistische Praxis / Tanz – Musik – Poesie

Choreographie einer Klangpoesie ist ein interdisziplinärer Ansatz, den ich seit mehreren Jahren in den Bereichen Tanz, Musik und Poesie praktiziere und entwickle. Es ist eine polyartistische Vorgehensweise. Ich verstehe darunter eine Sensibilität und künstlerische Praxis, die ich in mehreren ästhetischen und expressiven Formen anwende. Dabei zeigen sich sehr unterschiedliche, auch weit entfernte künstlerische Qualitäten, die in derselben Form verbunden werden können.

Ich entlehne diesen Begriff verschiedenen modernen und zeitgenössischen künstlerischen Strömungen und Künstlern, wie etwa William Kentridge, dem ich mich nahe fühle. Sein polyartistischer Ansatz entfaltet eine erstaunliche Vielzahl an Ausdrucksformen, aus denen ein besonders kohärentes und einzigartiges Universum entsteht. Es strahlt eine große Freiheit aus, eine kreative Freiheit, die, meiner Meinung nach, auf alle Freiheiten anwendbar ist, insbesondere auf die politische Freiheit - auch ein wichtiger Aspekt, wenn auch viel impliziter in meiner Arbeit.

Indem ich diesen Begriff für mich angenommen habe, huldige ich der Idee der Freiheit als grundlegend konstitutiv für die Kunst und den Menschen. Diese Idee der Freiheit ist sowohl Motor meiner künstlerischen Geste als auch Anspruch, Quelle und Ziel, Subjekt und Objekt zugleich. Ich pflanze sie in den Kern meiner künstlerischen Herangehensweise, die meine Art ist, in der Welt zu sein, mein Dasein.

Neben dieser Arbeit des Experimentierens und Schaffens in jeder dieser Disziplinen, erforscht mein künstlerischer Ansatz ihre Beziehungen – ihre Spannungen, ihre Einflüsse und gegenseitigen Transformationen - bis zu ihrer Verschmelzung zu einer Einheit, einem Raum, einem Ereignis, einem Körper, hier und jetzt, zu einer Kohärenz in einer scheinbaren Heterogenität.

Was uns alle verbindet, ist das Hin und Her zwischen Vertrautem und Fremdem in der Begegnung mit der Welt, das Hin und Her zwischen dem Verstehen und dem Missverstehen, zwischen Geborgenheit und Unbehagen. Damit möchte ich das antike Kosmos-Chaos berühren. In der Arbeit versuche ich mich nicht in Sicherheit zu wiegen, mich nicht der Entspannung angesichts der vertrauten Formen hinzugeben, die in einer Welt der ständigen Bewegung hohl geworden sind.

Ich schätze sowohl das Erbe als auch die Überlieferung, Kulturgüter – Gedanken, Techniken, Regeln – die Tradition, die Erinnerung, die Kontinuität und die Wiederholung. Alle Dinge, die uns zu dem machen, was wir sind. Mich fasziniert die Spannung zwischen diesen beiden Polen, Vertrautes und Unbekanntes, Harmonie und Dissonanz, Kosmos und Chaos, eine für mich vitale Spannung, die meine Arbeit begleitet und nährt – wie man Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart trägt.

Ich lege viel Wert auf die Praxis in der täglichen Arbeit. Es ist die permanente Wiederholung der ausgewählten und übermittelten Formen, die meine innere Bewegung generiert und aufrechterhält. Die daraus resultierende Erkenntnis ist, wie mein Sprungbrett ins Unbekannte, immer auf der Suche nach „neuen Informationen, um die Welt zu verändern“.

Der Körper, seine Präsenz, seine organische Existenz – die geboren wurde, lebt und sterben wird – und das „Ich“, Träger seiner Geschichte, interagiert mit Musik und Worten, die ihn bewohnen und transformieren. Es, das „Ich“, produziert und nimmt sie wahr. Objekt und Subjekt verschmelzen, sie werden eins.

Meine Körperlichkeit trägt eine andere Geschichte, sie spricht ihre eigene Sprache mit ihrem eigenen Vokabular und Syntax. Es ist dann so, als ob der Körper aus einer anderen Bewusstseinsebene sprechen würde: seine Sprache ist er selbst, performativ.

Dieses performative Schreiben stabilisiert sich nicht in einer expliziten Bedeutung, einer festen Form. Es ist immer im Entstehen. Mein kreativer Prozess darf dabei sichtbar sein, die Bedeutung verrutscht und die Bedeutungen kollidieren.

In meinem Schreiben beziehen sich die Worte mit einem bereits perkussiven Klang und einer rätselhaften Polysemie auf die Zeit und ihren Rhythmus, die sie selbst erschaffen. Das Gedicht, gesungen oder gesprochen nach einer klangvollen und äußerst körperlichen Partitur, überlagert somit verschiedene Zeichen, Bedeutungen und Sinn.

Die Musik entfaltet sich an der Schnittstelle von populären Traditionen, klassischer und zeitgenössischer Musik in einer oft minimalistischen und dissonanten Herangehensweise.

Diese erschaffenen Elemente werden durch ungewöhnliche musikalische Wendungen dekonstruiert und transformiert und dabei durch einen pulsierenden Rhythmus in die Dringlichkeit der Gegenwart transportiert.

Zu der Hybridisierung der Kunstformen kommt auch das mehrsprachige Schreiben mit seiner eigenen szenografischen und musikalischen Verkörperung: dies schafft unterschiedliche Ebenen der Zugänglichkeit für das Publikum, je nach Fremdheit oder Vertrautheit der Sprache oder ihres Klangs, und der Kultur und der Geschichte der Menschen.

Es beschwört verschiedene Universen herauf und stellt sie nah und in Beziehung zueinander. Auf diese Weise lade ich das Publikum dazu ein, eine Erfahrung mit seiner eigenen inneren "Landschaft" zu machen. Die Wörter werden wiederholt, übersetzt, indem die verschiedenen Sprachen - die Originalsprache und ihre Übersetzung, die Fremdsprache oder die vom einheimischen Publikum verstandene - miteinander verflochten werden. Das Spiel mit der Austauschbarkeit der übersetzten Sprache je nach geografischem und kulturellem Aufführungsort ist Teil meiner Vorgehensweise und stellt die Frage der Übersetzbarkeit.

Von einer Rastlosigkeit angetrieben, wage ich mich in die Vielfalt – die Vielfalt der Formen, Disziplinen und Kulturen. Ich versuche, das Anderssein zu berühren, mein Anderssein und das des anderen, zu leben und mit Verwirrung oder auch Verschmelzung umzugehen. Ich suche die Unordnung, die Dissonanz, die Transzendenz meiner Konturen, um den anderen zu berühren.

Choreographie der Klangpoesie ist eine Philosophie, ein Manifest und eine Praxis. Es ist der Ausgangspunkt, der die Entstehung und die Entfaltung verschiedener Formen ermöglicht. Jedes Projekt entwickelt sich entsprechend dem Thema, das es verfolgt, seinen eigenen Herausforderungen, seinem Ort und seinen künstlerischen Mitarbeitern. Eine Art Liebe zum Sein und seinem Geheimnis, eine Ode et encore.